Kinder, Allergie, Ernährung und Umwelt

Heute leiden etwa 30% der Kinder unter Allergien. Oft beginnen diese mit einem sogenannten «Kinderekzem» – der Neurodermitis – bereits im Säuglingsalter. Manchmal verschwinden die Allergiesymptome wieder, manchmal verschlechtert sich der Zustand und es treten zusätzliche Symptome auf, d.h. es können sich Heuschnupfen, Asthma und Lebensmittelallergien entwickeln.

Was verhindert die Entstehung einer Allergie im Kindesalter?
Dieser zentralen Frage wird in einem CK-CARE Forschungsprojekt nachgegangen. Aus welchem Grund entwickelt unser Immunsystem eine fehlgeleitete Entzündungsreaktion auf harmlose Stoffe, die uns täglich umgeben und die uns eigentlich nicht schaden? Unser moderner Lebensstil leistet der Allergieentwicklung auf jeden Fall Vorschub, so viel ist bekannt. Unsere Ernährung, die Abkehr von der landwirtschaftlichen Lebensweise, übertriebene Hygiene, der Einsatz von Medikamenten usw. spielen zusammen. Wie CK-CARE – und andere Forschungsteams weltweit – festgestellt haben, spielt die Ernährung im frühesten Kindesalter jedoch eine ganz entscheidende Rolle ob eine Allergie entsteht oder nicht. Dem Verdauungstrakt fällt dabei eine massgebende Bedeutung zu. Da das Wissen in diesem Bereich noch sehr beschränkt ist, führt CK-CARE eine sogenannte Beobachtungsstudie zur Allergieentwicklung im Kindesalter durch. 

Neugeborene Kinder bis zum Alter von 3 Jahren werden beobachtet: dazu gehört ein sogenanntes «Ernährungstagebuch», die Umweltbedingungen werden erfragt und die Kinder regelmässig auf Allergiesymptome untersucht. Die Keim-Besiedelung von Haut, Rachen und Darm wird ermittelt, und die Funktion der Abwehrzellen im Körper analysiert, es werden Atemtests durchgeführt und die Muttermilch wird untersucht. Die von den Probanden ausgefüllten Fragebögen werden gescannt, die Daten werden ausgelesen und dann anonymisiert in die zentrale CK-CARE-Studiendatenbank überspielt. 

Gezielte Testung im Labor von Substanzen, die möglicherweise Allergien unterdrücken
Aufgrund früher Forschungs-Arbeit könnten mit kurzkettigen Fettsäuren (z. B. Bestandteile von Butter) Allergien behandelt werden. Das Team hat nun in Zusammenarbeit mit dem SIAF, Davos im Labor untersucht, ob schon eine Behandlung während der Schwangerschaft hilfreich sein könnte. Zusätzlich wurden Experimente durchgeführt, um eine mögliche Wirkung dieser Fettsäuren auf Darmentzündungen zu untersuchen. 

Mehr Informationen: www.care-studie.ch

Der Medizincampus wächst

Deutlich sichtbar für alle wächst in Davos Wolfgang der Medizincampus in die Höhe. 

Forschung, die unter die Haut geht

Neue Methoden der CK-CARE-Forschungsgruppe von Prof. Mirjam Schenk enthüllen molekulare Ursachen der atopischen Dermatitis.

Räumliche Transkriptomik in Kombination mit Einzelzell-RNA-Sequenzierung entschlüsselt das komplexe Netzwerk von Immunzellen bei atopischer Dermatitis

Atopische Dermatitis (AD) ist eine chronisch-entzündliche Hauterkrankung, von der weltweit bis zu 3-5 % der Erwachsenen und 20 % der Kinder betroffen sind. An der Pathophysiologie der AD sind verschiedene Faktoren beteiligt, darunter die Genetik, eine veränderte Hautbarrierefunktion und immunologische Anomalien.

Mantelstudium «ALLERGOLOGIE translational» am Medizincampus Davos

Zehn Medizinstudierende der Universität Zürich (UniZH) nahmen vom 17. bis 20. Juli 2023 am Allergologie-Mantelstudium teil. Sie erhielten einen ersten Einblick in dieses komplexe Fachgebiet und konnten einige praktische Fähigkeiten in der HGK direkt an den stationären Patienten üben.

Das Mantelstudium wird in Zusammenarbeit von CK-CARE mit der Hochgebirgsklinik Davos (HGK) sowie dem SIAF angeboten. Die wissbegierigen Studierenden erlebten vier intensive, eindrucksvolle und sehr interaktive Tage des Lernens am Medizincampus Davos unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Schmid-Grendelmeier und Prof. Dr. Roger Lauener und unter der Mitwirkung von weiteren renommierten Fachärztinnen und Fachärzten. Die Dozierenden waren sehr begeistert von der Wissbegierigkeit und dem Interesse der Studierenden an dieser komplexen Thematik.
Die Kombination von Online-Vorkurslernen, Stationsarbeit mit Patientenkontakt, Falldiskussionen und praktischem Anwenden gab den Teilnehmenden einen abwechslungsreichen und vertiefenden Einblick in das Thema Allergologie. Es bleibt zu hoffen, dass der ein oder andere der teilnehmenden Studierenden dies in der ärztlichen Laufbahn integrieren kann.

Jahresbericht 2022

CK-CAREs Arbeiten haben inzwischen weltweite Resonanz und dank dieser starken Position konnten im Berichtsjahr bedeutsame Vorhaben in der klinische Allergieforschung lanciert bzw. katalysiert werden. Ein Highlight war zudem das GAF – Global Allergy Forum 1. bis 4. September 2022 in Davos. Die an diesem zentralen Allergiekongress teilnehmenden internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ein unter allen Akteuren abgestimmtes Statement verfasst, das im weitverbreiteten wissenschaftlichen Organ «Allergy» unter dem Zitat: «CK-CARE findet Antworten auf die drängenden Fragen wie neue Biomarker, Ansätze für personalisierte Therapie, Prävention durch Intervention im Mikrobiom und insbesondere Edukation» veröffentlicht werden wird.

Neurodermitis-assoziierte Faktoren bei Krankheitsbeginn im Erwachsenen – verglichen zum Kindheitsalter

Die Neurodermitis (=atopische Dermatitis (AD)) wurde lange als eine Erkrankung des Kindesalters betrachtet. Eine Untersuchung der CK-CARE ProRaD-Kohorte zeigte jedoch bei fast einem Viertel der Patienten einen Beginn im Erwachsenalter, für den Risiko- und schützende Faktoren noch weitgehend unbekannt sind.
Wir konnten eine Assoziation von Rauchen und sportlicher Inaktivität als modifizierbare Lebensstilfaktoren mit dem Beginn im Erwachsenenalter zeigen. Eine mütterliche Neurodermitis, erhöhte Gesamtzahl der allergischen Antikörper sowie die Anzahl von sogenannten Atopiestigmata waren lebenszeitübergreifend mit der AD gegenüber Kontrollen assoziiert. Dies sind Merkmale, die bei allergischen Personen häufiger auftreten als in der nicht-allergischen Normalbevölkerung.
Eine eigene sowie mütterliche Nahrungsmittelallergie, höherer familiärer Bildungsgrad sowie eine verstärkte Fältelung der Handinnenflächen waren mit Auftreten einer AD im Kindesalter assoziiert. Innerhalb der AD waren Allergien und mehrere allergische Begleiterkrankungen auf einmal circa 3x unwahrscheinlicher als bei AD- Beginn im Erwachsenen verglichen zum Kindesalter. Nur der isolierte Heuschnupfen war bei Neurodermitisbeginn im Erwachsenen- wahrscheinlicher als im Kindesalter.
Unsere Ergebnisse deuten auf teilweise gemeinsame, teilweise jedoch variierende Merkmale und zugrundeliegende Mechanismen für den Krankheitsbeginn der AD im Kindes- versus Erwachsenenalters hin, tragen zu einer besseren Einschätzung des individuellen Risikos zur Entwicklung einer AD in verschiedenen Lebensphasen bei und unterstützen präventive Massnahme wie Nichtrauchen und Sport.