Ernährungsstrategien zur Allergieprävention bei Kindern

Es gibt immer noch keine Therapie, die Kinder mit Asthma und allergischen Erkrankungen vollständig kurieren kann. Behandlungen konzentrieren sich auf die Symptombekämpfung. Die Beschwerden können so gelindert werden, sind aber vom Patienten üblicherweise über sehr lange Zeiträume oder gar lebenslang anzuwenden. Die beste Langzeittherapie ist immer noch die Vermeidung des auslösenden Allergens, z.B. bestimmter Nahrungsmittel.

Bisher wurden von der Forschung keine wirkungsvollen Strategien zur Prävention von Allergien gefunden. Deshalb ist die Entwicklung neuer Konzepte eine Notwendigkeit.

Die Prävention von Allergien durch die Ernährung im frühen Kindesalter ist ein solches Konzept, das Beachtung verdient. Bis vor Kurzem bestand Prävention einzig darin, dass man dazu riet, bestimmte Nahrungsmittel zu meiden, ganz besonders im Säuglings- und Kleinkindalter. Die neuesten Empfehlungen zielen aber nicht mehr in diese Richtung. Denn es konnte nicht bewiesen werden, dass das Weglassen bestimmter Nahrungsmittel oder deren späte Einführung Allergien verhindern kann. Ganz im Gegenteil konzentrieren sich neue Vorschläge darauf, dass der frühe Kontakt zu Allergenen eine Immuntoleranz induzieren kann. So öffnet sich möglicherweise ein Zeitfenster im frühen Kindesalter zur Verhinderung einer Entwicklung von Allergien. 

In unserer Bauernkindstudie (PASTURE/EFRAIM) haben wir bereits zeigen können, dass vielseitige Beikost im ersten Lebensjahr das Risiko einer atopischen Dermatitis reduziert. Denselben Effekt konnten wir auch für Asthma, Nahrungsmittelallergie und allergische Sensibilisierung nachweisen. Unabhängig davon konnten wir auch den schützenden Effekt von Beikost, vor allem Milchprodukten (z.B. Joghurt), die im ersten Lebensjahr eingeführt wurden, zeigen (wie im Newsletter vom Oktober 2012 beschrieben). 

Unsere Erkenntnisse aus der Bauernkindstudie unterstützen die Hypothese, dass im kindlichen Darmtrakt ein früher Kontakt zu verschiedenen Allergenen für die Entwicklung einer Immuntoleranz notwendig ist. Die Art der Ernährung, die Darmflora und die Immunantwort hängen eng zusammen. Eine mögliche Erklärung für den schützenden Effekt könnte die frühe Besiedelung des Darmes mit Keimen und deren Stoffwechselprodukte sein. Es wurde bereits gezeigt, dass die sogenannten kurzkettigen Fettsäuren, Stoffwechselprodukte von gewissen Darmbakterien, eine antientzündliche Wirkung besitzen. Diese kurzkettigen Fettsäuren werden durch die Fermentation von Kohlenhydraten im Darmtrakt generiert, sind aber auch in der Nahrung enthalten. Eine dieser Fettsäuren, Butyrat, ist in den Triglyceriden der Kuhmilch enthalten, deshalb ist der natürliche Butyrat-Gehalt in Milchprodukten hoch. 

Im Mausmodell der allergischen Atemwegentzündung (ähnlich wie Asthma) konnten wir erstmals den präventiven Effekt von kurzkettigen Fettsäuren beobachten. Wir haben den Mäusen über die gesamte Dauer des Experiments die kurzkettigen Fettsäuren oral verabreicht. Normalerweise befinden sich in einer gesunden Lunge nur einige Makrophagen, die die Lunge durchwandern. Sobald eine Allergie ausgelöst wird, steigt die Zellzahl in der Lunge stark an, was vor allem auf dem Einwandern von eosinophilen Zellen beruht. Wir haben die Lungen von Mäusen in unserem Allergie-Modell ausgewaschen und die darin enthaltenen Zellen gezählt. Dabei konnten wir zeigen, dass die Gabe von kurzkettigen Fettsäuren die Anzahl der in der bronchoalveolären Lavage (BAL, Auswaschung der Lunge) enthaltenen Zellen deutlich reduzieren kann. 

Auch für eine Allergie typische Botenstoffe gehen durch die Gabe von kurzkettigen Fettsäuren deutlich zurück, was den schützenden Effekt dieser kurzkettigen Fettsäuren in einer Allergie weiter bestätigt. 
Diese vielversprechenden Resultate im Mausmodell lassen uns weitere Projekte dieser Richtung in Angriff nehmen. Geplant sind Gaben von kurzkettigen Fettsäuren kombiniert mit einem Butyrat verstärkenden Substrat und ebenso von Butyrat produzierenden Probiotika. 

In der Bauernkindstudie planen wir, den Gehalt an kurzkettigen Fettsäuren in Stuhlproben aus dem ersten Lebensjahr zu untersuchen. Der Zusammenhang zwischen Fettsäuregehalt und Ernährung soll untersucht werden. 

Die oben beschriebenen Resultate weisen in eine Richtung, die die Entwicklung von wirkungsvollen Ernährungsstrategien zur Prävention allergischer Erkrankungen möglich macht.

Jahresbericht 2022

Ankündigung – Gesund mit Haut und Seele

Unser wissenschaftlicher Kooperationspartner in Augsburg veranstaltet am 7. März 2023 von 17:00 bis 20:00 Uhr eine Online-Patienteninformation “Gesund mit Haut und Seele” Körper & Geist als Einheit gesund halten – das ganzheitliche Therapiemanagement der Allergie und Neurodermitis. Hier erfahren Sie mehr und können sich für das Webinar registrieren: http://gewisa.net/event/4-patienteninformationstag-online/

Zertifizierung durch die Swiss Biobanking Platform – VITA-Label

Der Aufbau einer angemessenen Steuerung durch rechenschaftspflichtige Mechanismen ist der Schlüssel zur Förderung der Vertrauenswürdigkeit und die Voraussetzung für eine angemessene Nutzung der biologischen Ressourcen. Unsere CK-CARE-Biobank wurde kürzlich von der Swiss Biobanking Plattform (SBP) mit dem VITA-Label ausgezeichnet, das die Einhaltung des geltenden rechtlichen und ethischen Rahmens bescheinigt. Diese Kennzeichnung ist Teil unserer langfristigen Strategie, die Biobanking-Praktiken zu stärken und der Forschungsgemeinschaft qualitativ hochwertige Proben zur Verfügung zu stellen.

CK-CARE Team Treffen 10. – 11. Oktober 2022

Der diesjährige CK-CARE Teamevent in Davos stand im Zeichen der Stärkung der Zentren übergreifenden Kommunikation und Zusammenarbeit. Unsere Teammitglieder lernten sich und den Kanton Graubünden besser kennen, indem mehrere Bündner Spezialitäten als „Cross-center team building“ zur Vorbereitung der wissenschaftlichen Arbeit produziert wurden.

Dies als Ziel die Teamarbeit zu fördern! Obwohl keinerlei Kenntnisse über die Herstellung von Bündner Köstlichkeiten vorhanden waren, geschweige denn jemand über entsprechenden Fähigkeiten verfügte, zeichnete sich jedes Team auf seine eigene Art und Weise aus. Angetrieben von Vertrauen, Respekt und echter Motivation, die gestellten Aufgaben zu lösen, stellten sich die Teammitglieder der Herausforderung der Zusammenarbeit mit Spaß und Kreativität als wichtige Vorbereitung für die Forschungsaktivitäten des Folgetages.

Es war ein gelungenes Treffen – wir freuen uns auf viele weitere.

Graubünden forscht 21. – 22. September 2022

Die Vielseitigkeit der in Graubünden geleisteten Forschung stand im Mittelpunkt des zweitägigen Kongresses «Graubünden forscht». Dieser fand vom 21. bis 22. September 2022 im Kongresszentrum Davos statt. Das wichtigste Ziel des Anlasses war es, den Austausch zwischen den verschiedenen Forschungsdisziplinen anzuregen. Auf Basis einer Publikumsabstimmung und einer vorgängigen, fachkundigen Bewertung wurden die besten Vorträge in den verschiedenen Disziplinen ermittelt. Sieben junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler durften sich über einen Preis freuen. Eine Auszeichnung durfte auch Danielle Fehr von CK-CARE AG entgegennehmen. Wir gratulieren herzlich.

«Global Allergy Forum» 1. – 4. September in Davos

Bereits zum vierten Mal fand in Davos das von CK-CARE (Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education) initiierte Global Allergy Forum statt. Das 3-tägige Arbeitstreffen wurde vom Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education (CK-CARE) auf dem Medizincampus Davos organisiert und bot den Rahmen für einen intensiven wissenschaftlichen Austausch in sechs Arbeitsgruppen zu den globalen Herausforderungen allergischer Erkrankungen. Edukationsthemen wurden ebenso diskutiert wie komplexe Fragen zu Prävention, Ursachen, Diagnose und Behandlung von Allergien.